Arbeit macht ja bekanntlich einen Großteil unseres Lebens aus. Schon in der Schule geht es los mit „Klassenarbeiten“. Oder – zumindest früher – auch „Strafarbeiten“. Erstes verdientes Geld als Schülerin, Lehrling, Auszubildende. Durfte man es überhaupt behalten, und/oder wie viel davon?
In Feuilletons und der Literatur schien „Arbeit“ jedoch für eine lange Zeit aus der Mode gekommen zu sein. Das änderte sich allmählich, als sich die Aufmerksamkeit verstärkt auf die „neuen Lohnsklaven“ (Paketboten, Essensauslieferer etc.) und ihre prekären Verhältnisse richtete.
Natürlich war das Thema Arbeit nie unmodern, auch wenn der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ aus den 1960er und 1970er Jahren heute angestaubt wirkt und vergessen scheint. Aber wir haben ja nicht aufgehört zu arbeiten.
Was arbeiten wir? Tun wir es gern, wie lange tun wir es schon, haben wir davon immer geträumt oder machen wir etwas ganz anderes als das, wovon wir früher geträumt haben? Ist für uns von Bedeutung, was unsere Eltern gearbeitet haben (in deren Fußstapfen treten oder im Gegenteil etwas ganz anderes machen)?
Empfinden wir uns hinsichtlich unserer Arbeit gesellschaftlich unten, irgendwo in der Mitte oder weiter oben? Lassen sich Wohlbefinden und Selbstbewusstsein allein am Kontostand und der Tätigkeit bemessen? Wie viel hat Arbeit überhaupt mit Geld zu tun? (Geld, das arbeitet …)
Apropos Geld, der Stundenlohn in deutschen Gefängnissen beträgt derzeit übrigens ein bis drei Euro.
Ist Arbeit einfach nur das Gegenteil von Freizeit? Oder macht Freizeit (Hobbys) auch Arbeit?
Selbstständige Arbeit. Selbstausbeutung.
Hausarbeit.
Fürsorgearbeit, oftmals unbezahlt und nach wie vor weiblich.
Work-Life-Balance.
Plötzliche Arbeitsunfähigkeit, wie fühlt sich das an? Oder Renten-/Pensionseintritt (und trotzdem weiterarbeiten). Die Gnade, Arbeit zu haben bzw. arbeiten zu können. Gegenteil: Arbeitslosigkeit, sozialer Abstieg, soziale, wirtschaftliche Ausgrenzung, psychische Erkrankungen, Selbstentwertung …
Verschleiß durch Arbeit, körperlich und/oder psychisch.
Sich für seine Arbeit schämen.
Das während der Pandemie berühmt gewordene Homeoffice.
Angesichts der Geflüchteten aus der Ukraine zurzeit hochaktuell: Ehrenamtliche Arbeit. Ohne sie könnte eine Gesellschaft kaum existieren.
Inwieweit sind heute noch die Marx’sche Entfremdung oder die protestantische Ethik (Weber) von Bedeutung? Steht hinter der Arbeit nur die reine Notwendigkeit, um die Miete (bzw. die Gasrechnung) bezahlen zu können (Broterwerb), oder ist sie (auch) Berufung, geschieht aus Leidenschaft und innerem Antrieb? Monoton, entfremdet, ausgebeutet versus erfüllend.
„Der Mensch ist ein tätiges Wesen“ (Marx). Ist dem so?
„Der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit in jenem Zustande ist Faulheit.“ (Kant)
Begriffe für Arbeit (gibt es in der heutigen Dienstleistungsgesellschaft noch die „Maloche“?): Beschäftigung. Tätigkeit. Job. „Job“ häufig mit abwertendem Unterton: „Ich erledige jetzt meinen Job“ oder „Ich mache nur meinen Job“.
Wir möchten Arbeit aber nicht zwangsläufig nur mit Beruf gleichsetzen, sondern denken auch an Arbeit im übertragenen Sinn: „Ich arbeite daran.“ Arbeit an sich selbst, also den eigenen Fehlern, Unzulänglichkeiten, Arbeit an der Schönheit des eigenen Körpers (für uns? Für andere?). Beziehungsarbeit. Arbeit an der Sexualität in Beziehungen, Trauerarbeit. Traumarbeit (Freud). Es heißt, Träume können Konfliktlösungen anbieten („Es hat im Traum weitergearbeitet“, o.ä.). So viel Arbeit in allen Lebensbereichen!
Und weitere Themenvorschläge: Schöpfungsgeschichte. Am Anfang „schuf“ Gott Himmel, Erde, Pflanzen, Tiere, Menschen. Er „schuf“, das heißt er arbeitete und ruhte anschließend (auf Schwäbisch heißt arbeiten „schaffen“): Die beiden Pole Arbeiten und Ausruhen (Erholung, Pause). Im Paradies musste der Mensch nicht arbeiten … Spirituelle Arbeit: Klöster, Nonnen und Mönche versuchen, durch Gebete und Mantren die Welt, den Frieden zu erhalten. Spracharbeit: Schreiben, übersetzen.
Selbstdefinition durch Arbeit.
Wir möchten Sie einladen, einen kurzen oder gern auch längeren Blick auf die Arbeit zu werfen. Uns sind alle Genres herzlich willkommen – Bericht,
Essay, Autobiografisches, Wissenschaftliches, literarische Erzählung, Lyrik (alle Beiträge bevorzugt mit autobiografischem Bezug, bzw. allgemeinere Gedanken zum Thema, zu allem rund um Arbeit und
Arbeitsalltag - keine Fantasy etc. ). Gerne können Sie uns auch einfach einen kurzen Einblick in Ihr Arbeitsleben geben, Szenen aus dem Alltag, konkrete Einblicke in unterschiedliche
Arbeitswelten.
Natürlich wird es Arbeit machen, einen Beitrag für dieses Konkursbuch zu verfassen, die Sie aber, so hoffen wir, gerne auf sich nehmen – ganz im Sinne von „erfüllender und beglückender Arbeit“.
Herzliche Grüße
Hg. Claudia Gehrke & Regina Nössler. Mitarbeit Sigrun Casper
Die Beiträge brauchen wir bis 30.08.2022 als Word-Dokument per Mail an: gehrke@konkursbuch.com
Cc regina.noessler@web.de
Wenn Sie auch Bilder schicken möchten, gerne: als JPG, 300 dpi, ca. 12 -15 cm breit.
Bilder nur an gehrke@konkursbuch.com
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