Yoko Tawada: Ein Balkonplatz für flüchtige Abende

Leseprobe


Neben dem Automaten zwei Toiletten.

Auf einer Tür steht: jüdisch-christlich,

auf der anderen: iSlam poetry.

Kein Zurück mehr, denn

der Weg nach oben ist gesperrt

durch ein verschwitztes

T-Shirt eines Studenten.

Durchnässte Baumwolle klebt

an seinem Körper,

der zeigt, was er hat:

etagenweise Arbeitermuskeln,

geerbt von seinem Erzeuger.

Der Sohn studiert, die Mutter ist

stolz, ahnt nicht, dass sein Seminar

stets in einer Brasserie stattfindet.

Er will über die sexuelle

Orientierung reden.

Der sexuelle Orient,

der Orientexpress, ein schneller

Sexprinz.

 

Und du?

  

Homo

sapiens und

Hetero-

lingual und

keine Frau, kein Mann, dafür aber eine

Stereoanlage: von links und rechts

möchte ich hören das Geflüster

der Hormone jeder Art.

Komm, lass uns …

Ich öffne eine Tür, ich weiß nicht welche,

es spielt keine Rolle, ziehe

den jungen Mann mit hinein. Die trübe

Glühbirne verdunkelt sich und wenn sie wieder

leuchtet, liegt vor mir ein Bazar,

mit z geschrieben.