Regina Nössler: Auf engstem Raum

Pressestimmen


„Jegliches Handeln geschieht auf engstem Raum, der keine Privatsphäre zulässt und den Abstandsradius, den ein Mensch für sein Wohlempfinden beansprucht, aufs Gröbste beschränkt. Man wartet geradezu, dass sich das explosive Gemisch entlädt. Bevor aber nun der eigentliche Mord geschieht, mehren sich die Anzeichen, ganz einem Psychothriller gemäß, dass etwas Unheilvolles im Schwange ist…

 

Das ist ein sehr gut zu lesender Krimi, einfallsreich und souverän komponiert, stilistisch sicher, spannungsgeladen, mit dem Mut zu Lücken, die zum Nachdenken anregen. Wer Kammerstücke mit ihrem begrenzten Personal mag, menschliche Abgründe und seelische Verletzungen, facettenreich aufgeblättert, besser verstehen will, wird den Krimi lieben. Diese gekonnt erzählte Geschichte fasziniert durch ihre Einfachheit ebenso wie durch ihre Konzentration. Und ich bin mir sicher, dass Du nach dem Lesen des Buches den kleinen Laden nebenan nicht mehr mit unschuldigen Augen betreten wirst.“ (krimilady.de)


Ungewöhnliche Handlungsorte haben gerade mal wieder Konjunktur im Kriminalroman. Verliese in nordischen Ländern sind zum Beispiel gerade en vogue, verbunden mit einem schmissigen Einwort-Buchtitel bilden sie quasi ein Erfolgsgarant auf dem deutschen Buchmarkt.

 

Aber dann kommt plötzlich Regina Nösslers „Auf engstem Raum“ daher und ist von Beginn an ganz anders:

Das Buchcover hat etwas mit dem Inhalt des Romans zu tun! Das gleiche gilt für den Buchtitel! Und der Handlungsort? Ein Berliner Schreibwarenladen ganz alter Schule, verstaubt in mehrerlei Hinsicht, und langsam dem Untergang entgegen schlingernd. Das alte Inhaber-Ehepaar, dessen Sohn und mehrere Aushilfskräfte bilden die Mannschaft auf diesem Totenschiff.

 

Ein Team von Aushilfskräften ist seit Jahren mit an Bord, moderne Tagelöhner, die jeden Abend bar ausgezahlt werden und nie fehlen dürfen, denn sonst gibt es keinen Lohn. Studenten allesamt, irgendwie dort hängen geblieben und gestrandet.

 

Gleich zu Beginn bricht ein Mann vor der Eingangstür des Schreibwarenladens zusammen, einfach so, einfach tot. Einfach nur so, um zu zeigen, wo es lang geht in diesem Roman. Der Beginn des ganzen Unheils, ein Wegweiser in den Abgrund. Später wird auch noch ein Mitarbeiter des Ladens erstochen aufgefunden, in einer Zeitungskiste direkt vor dem Schaufenster. Aber das ist nur der kleine rot gefärbte Spannungsfaden.

 

„Auf engstem Raum“ atmet von den Lebensgeschichten des Personals. Auf jeder Seite erfährt man mehr über die Verbindungen und Verstrickungen der Aushilfen untereinander. Wie durch ein klebriges Spinnennetz miteinander verwoben, kommen sie nicht mehr voneinander los, geschweige denn vom Laden.

 

Mit bösartiger Klarheit beschreibt Regina Nössler diese Keimzelle der Unzufriedenheit mitten in Berlin. Das ist schon ziemlich großartig, eben weil das Buch präzise den heutigen Arbeitsalltag vieler Menschen schildert. Dies übrigens besonders gekonnt, weil mit einem Blick auf beide Seiten des Verkaufstresens ausgestattet. Verkaufende wie Kunden werden von der Autorin abgebildet, aber eben wie …

 

Selten waren in einem Kriminalroman Ort und Personal so miteinander verwoben, so abhängig vom anderen. Diesen Kriminalroman lesen bedeutet Platz vor einer Theaterbühne nehmen und mehrere Stunden gebannt draufstarren!

Seit Jahren kaufe ich meine Büroartikel im Internet, jetzt weiß ich endlich warum …

 

(Christian Koch, culturmag.de)