Liebe Autor*in, liebe Künstler*in,
Sie werden in dieser Ausschreibung nicht wie in den vergangenen Jahren üblich eine Themenliste finden, sondern stattdessen nur ein Thema. Vielleicht interessiert es Sie, wir würden uns freuen! Das Thema heißt: Herkunftsgeschichten, Regionale Herkunft und Lesbisch- bzw. Queerwerden.
Wir meinen damit den Ort (die Gegend), in dem Sie aufgewachsen sind – wir meinen ganz ausdrücklich nicht: Heimeligkeit, Verklärung, verlogene, falsche Idylle. Ob wir die regionale Herkunft tatsächlich als „Heimat“ empfinden, warum ja, warum nein, wäre hierbei durchaus auch eine Fragestellung.
Die Phasen Kindheit, Jugend, frühe Adoleszenz sind ganz sicher von großer Bedeutung für die individuelle Sozialisation. Welche Bedeutung haben der Ort, die Region, die soziale Situation der Eltern etc.?
Woher stammen Sie, wo sind Sie aufgewachsen? Großstadt, Mittelstadt, Kleinstadt, Dorf?
In welchem Land, welcher Landschaft (oder Industrielandschaft), mit oder ohne Wasser, mit Bergen oder auf dem flachen Land, mit Natur oder eher nicht (war Natur Ihnen wichtig?), mit welchem Dialekt (geliebt oder gehasst).
Stellen Sie uns die Orte Ihrer Herkunft vor und schildern Sie, was daran liebens- oder hassenswert ist. Haben Sie sich als Erwachsene davongemacht? Oder leben Sie noch immer (oder wieder) dort? Wenn ja, warum? Gab es in Ihrer Heimatregion lesbische oder queere Orte oder Frauentreffpunkte, haben Sie als Jugendliche etwas davon mitbekommen, sie genutzt, gibt es diese Orte noch? Schreiben Sie einen kurzen unterhaltsamen „Reiseführer“ (aus ihrer Erinnerung) über Ihren Herkunftsort/die Gegend. Das schließt literarische Erzählungen natürlich mit ein – genauso wie alle anderen Genres, Gedicht, Essay, Wissenschaftliches (allgemeiner zum Thema), Tagebuch, sachlicher Bericht und Bilder (das können alte Fotos aus der Zeit ihrer Kindheit/Jugend sein, oder aktuelle, Landschaft oder Straßen oder was auch immer aus dem Ort/der Gegend – und selbstverständlich reicht auch Text ohne Bilder). Beschreiben Sie den Ort Ihrer Herkunft so lebendig, so liebevoll oder verächtlich oder auch so nüchtern und realistisch, dass wir ihn uns alle plastisch vorstellen können, als wären wir selbst dort.
Natürlich wollen wir auch wissen, inwieweit Ihre Heimatorte prägend für Sie waren im Hinblick auf das Lesbisch /Queer-Sein/-Werden, Homosexualität, Sexualität überhaupt, queeres Leben.
Schreiben Sie über Schwärmereien, Mitschülerinnen, Lehrerinnen, Mädchen aus dem örtlichen Sportverein, erste Küsse, „erste Male“, heterosexuelle Versuche, das Gefühl, wenn Sie es so erlebt haben, in diesem (Herkunfts-) Ort die absolut Einzige zu sein, die „anders“ empfindet, all das werden sicher viele von Ihnen kennen.
Wie fühlte sich das in den 60ern, 70ern, 80ern an – und wie Jahrzehnte später? Hat sich später wirklich etwas gebessert? Oder sind homosexuelle/queere Jugendliche, die nicht richtig wissen, was mit ihnen los ist, noch genauso einsam wie damals? Und ist es hierbei ein Unterschied, ob man aus einer Großstadt stammt oder aus einem Paar-tausend-Einwohner-Kaff oder von einer Insel?
Die Beiträge brauchen wir bis Mitte August (Textbeiträge bis 8 Seiten, Bilder als jpg, 300 dpi, RGB). Sie können gerne jederzeit früher etwas schicken, bzw. uns vorab mailen, ob Sie und mit Bezug auf welchen Ort/Region Sie etwas beitragen möchten. Mail an Claudia Gehrke, gehrke@konkursbuch.com
Und hier die Ausschreibungen für das multisexuelle Jahrbuch "Mein heimliches Auge" und für Mein schwules Auge (Thema 2021: Outdoors)
Regina Nössler (Redaktion, Themen) & Claudia Gehrke und Herausgeberin Laura Méritt