So ging es los

Mein heimliches Auge

Während der Frankfurter Buchmesse 1979 war C.G. eines Nachts mit einer Gruppe Büchermenschen im Frankfurter Nachtleben unterwegs, es wurde viel getrunken und viel gelacht. Darunter Uve Schmidt. Irgendwann war die Gruppe geschrumpft, nur Uve Schmidt und Claudia Gehrke machten unermüdlich weiter.  Uve Schmidt führte C.G. in ein plüschiges Frankfurter Lokal, das nur zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens geöffnet hatte und in dem es nach intensiv blumigen Parfüms duftete. C.G. berichtete von der Arbeit am Konkursbuch, aktuell war sie mit der Nummer 6, Thema "Erotik" beschäftigt (das 1980 erschienen ist) - als das Lokal schloss, landeten die beiden in Uves Wohnung. Dort, in den frühen Morgenstunden, führte er seine Sammlung fröhlicher erotischer Bilder aus der Anfangszeit der Fotografie vor, und mitten in den auf dem Fußboden ausgebreiteten Fotos entstand die "trunkene" Idee eines das Konkursbuch 6 ergänzenden Bildbandes, die Idee zu „Mein heimliches Auge“.1982 erschien die erste Ausgabe.Ohne Uve Schmidt hätte es die Reihe vermutlich nicht gegeben. Er wollte vor allem die „heimlichen Schubladen“ seiner teils sehr bekannten Freundinnen und Freunde aus der Kunst- und Literaturszene öffnen, Claudia Gehrke von Beginn an Frauen und dem weiblichen Blick ein Forum geben. Etwa ein Jahr nach Erscheinen des ersten Auges saßen Uve und C.G. (wieder während der Frankfurter Buchmesse) in einem anderen exotischen Frankfurter Nacht-Lokal zusammen, und Uve Schmidt regte an, ein Jahrbuch aus dem „heimlichen Auge“ zu machen. Nummer 2 erschien 1985, Nummer 3 auf dem Höhepunkt der PorNodebatte (mit mehr als zwei Dritteln der Beiträge von Frauen) 1988, seitdem erscheint es jährlich. Die Jahrbücher enthielten von Beginn an auch schwule, lesbische und trans Beiträge, das Wort „queer“ war noch lange nicht gebräuchlich, „pansexuell“ nannte Manuela Kay es in einer Besprechung. Schubladenüberschreitend. Uve Schmidt gewann als Layouter Günter H. Seidel, einen Buchgestalter und Maler, den er aus seinen Zeiten bei der Eremitenspresse kannte, und dieser gab dem Auge das grafische Gesicht, das es mit wenigen Veränderungen noch heute hat. Die Auswahl und Gestaltung passierte noch viele weitere Jahre in Frankfurt, bzw. in Wiesbaden in der Wohnung des Layouters. Bilder wurden ausgesucht und vor den PC-Zeiten mit Reprokamera in der Druckerei gescannt. Die Texte wurden gesetzt, Andrucke der Bilder gemacht, der Druckereichef persönlich brachte Satzfahnen und Andruckbögen und holte Bilder zum Scannen ab, wir schnitten aus und aus den ausgeschnittenen Bild-Ausdrucken und Satzfahnen klebte Günter H. Seidel das Layout auf Papier. Dann wurden mehrere Zimmerfußböden voll mit Doppelseiten ausgelegt und diese hin und her geschoben, eine Reihenfolge entstand ... jedes Jahr einige vergnügliche Wochen mit viel Nachtarbeit. Uve Schmidt warf einen männlichen bzw. bisexuellen Blick auf die Einsendungen, Verlegerin, Mitarbeiterinnen und Praktikantinnen den weiblichen, lesbisch angehauchten. Seit der Zeit, in der alles am PC entsteht und nachdem der Layouter gestorben war, gestalten C.G. & Verlags-Mitarbeiterinnen in Tübingen. Uve Schmidt schrieb, auch als er sich schon lange nicht mehr an der Auswahl beteiligte, Jahr für Jahr seine Vorworte, in denen er einen zart-scharfen, ironischen Blick auf Ereignisse des jeweiligen Jahrs und auf Liebe, Sex und Erotik warf. 2020 wollte er sich mit seinem "Vorwort" verabschieden. Am 20.5.2021 ist er gestorben.

 


Mein lesbisches Auge

1994 erschien von Laura Méritt ein lesbisches Sexwörterbuch. Sie mochte "Mein heimliches Auge". 1998 schlug sie vor, eine "Spezialausgabe", ein Auge ausschließlich mit lesbischen Beiträgen herauszugeben, da ihrer Meinung nach im "multisexuellen" Auge trotz vieler lesbischer Beiträge für speziellere "Szene-Themen" zu wenig Platz sei und weil  manche Lesben keine Heterogeschichten lesen wollten, die ja im multisexuellen immer auch sind. Und so erschien der erste Band von "Mein lesbisches Auge" als "Das Jahrbuch der Erotik XIIIa", herausgegeben von Laura Méritt. In der ersten Ausgabe auch schon Beiträge mit "Gender"-Themen und die Text-Bildserie "Hermaphrodykes" von Del LaGrace Volcano, der sich damals noch Della Grace nannte  - Das erste lesbische Auge erschien also im Frühjahr 1998 "zwischen" den Ausgaben Nummer XIII und XIV von "Mein heimliches Auge"  -  dann folgten in Zweijahrsabständen weitere "Specials", das "a" gab es bis "XXI a", bis "Mein lesbisches Auge 5". Danach erschien es nur noch mit den fortlaufenden Nummern, inzwischen auch ein Jahrbuch geworden. Da diese der Jahreszahl um 1 hinterherhinkten, entschlossen wir uns aus "numerischen" Gründen mit der Ausgabe 12 zum Aufholen, indem wir sie zur Nummer 12/13 machten. Seitdem entspricht die Nummer dem jeweiligen Jahr. Nummer 2 wurde von Stephanie Kuhnen, Sophie Hack, Regina Nössler und Laura Méritt herausgeben, wir bastelten in Tübingen, auch wieder auf Fußböden, und es wurde ein Nachtisch nur für ein Foto produziert und in Freiburg von einer Buchhändlerin eine Foto-Love-Story. Seit Langem ist Regina Nössler Redakteurin und Lektorin, gestaltet wird es von Claudia Gehrke in Zusammenarbeit mit R.N. Die Ausgabe des Jahres 2021 wird wieder eine Art "special", mit nur einem Thema, lassen Sie sich überraschen!


Mein schwules Auge

entstand 2003 auf Anregung der Fotografin Anja Müller, deren Fotobücher seit 1998 bei uns erscheinen, 2000 war ihr Männerfotobuch erschienen, seitdem "bearbeitete" sie die Verlegerin mit der Idee eines schwulen Auges, und so gab sie zusammen mit Mathias Trosdorf die ersten beiden Ausgaben heraus, die erste erschien 2003. Von Anfang an ein Jahrbuch. Ab Numemr 3, 2005, wurden Rinaldo Hopf und Axel Schock herausgeber, mit der Nummer 14 (eine Doppelnummer zu Tom of Finland und den vond er Tom of Finland Foundation geförderten Künstlern) änderte sich das Konzept, das Buch wurde größerformatig und die Texte erscheinen zweisprachig deutsch.und englisch. Seit Nummer 16 (2019) gibt Rinaldo Hopf es zusammen mit Fedya Ili heraus.